Der Enzyklopädieversuch, dem das Wort „frei” nicht steht.

… oder auch „Wikipedia – Quo vadis? Teil 3

Ein angemessenerer Titel für die deutschsprachige Wikipedia

Ein angemessenerer Titel für die deutschsprachige Wikipedia

Beim Wiederherstellungsversuch meines verlorenen Blog-Posts ist mir eingefallen, dass ich eigentlich nur über einzelne Benutzer hergezogen habe und das was mir an ihnen in letzter Zeit aufgefallen ist. Dieser Artikel fasst nun zusammen, was mir an der Wikipedia stinkt. Der verlorene Blog-Post wird nun gründlich durchrecherchiert, aber das braucht Zeit.

Kann sich noch jemand an die Zeiten erinnern, in denen die Wikipedia als freie und offene Enzyklopädie gegründet wurde, an der jeder mitwirken und Informationen eintragen kann, die die Leser interessiert?

Falls ja, bitte berichtet mir über die Kommentarfunktion davon, denn ich habe sie offenbar entweder überhaupt nicht mitbekommen oder aber ich bin einfach nur zu spät gekommen:

So langsam verstehe ich die IP-Vandalen und Leute, die sich nur durch Störaktionen beteiligen, um denen eins auszuwischen, die an den Schalthebeln der Wikipedia sitzen und sich einen kurzweiligen Spaß gönnen. Aber anstatt sich mal in Ruhe hinzusetzen und zu überlegen, ob man denn wirklich etwas besser machen kann, versucht man alles mögliche, um Benutzer an der Mitgestaltung der Wikipedia möglichst zu hindern und grundsätzlich niemanden Ernst zu nehmen, der einen Missstand kritisiert, der dabei keinen Artikel zur Löschung – nein zum Verstecken vor der Leserschaft – vorschlägt, der nach einhelliger Meinung der Wikipedia-Löschclique total unenzyklopädisch ist.

Meine lieben Leute von der Lösch- und Blockwartclique: Entweder seid ihr so begriffsstutzig, dass ihr das in der Wikipedia beschriebene und angepriesene Wiki-Prinzip nicht versteht oder aber ihr habt es vergessen oder aber ihr wollt es nicht verstehen oder aber ihr wollt in eurer Borniertheit dem Projekt bewusst Schaden zufügen.

Egal wie man’s nimmt: Ihr seid mit eurer Willkür keinen Deut besser als diejenigen, die Seiten vandalieren. Eure Methode lautet offenbar:

„Viel Glas beim Zielen” – Zitat aus dem PC-Spiel „Biing!”

Zumindest, wenn man sich die Meta-Kommentare und – soll ich sie so nennen? – -Diskussionsbeiträge anschaut, mit denen ihr euch möglichst abfällig über eure Diskussionsgegner oder ihre Argumente äußert, nur weil ihr eure Spielwiese wikipediaweit ausgedehnt habt und völlig machttrunken seid.

So und nur so lässt sich für mich erklären, dass ihr nicht nur ein pseudoredaktionelles System aus „gesichteten und geprüften Versionen” einführt und ohne vorheriges ordentliches Meinungsbild einen Testlauf durchführt und damit die Beiträge aller generell entwertet, die keine „Editoren” sind, nein: Ihr wollt auch gleich eine weitere Beschneidung des Mitbestimmungsrechts in der Wikipedia durchsetzen. Eine Verschärfung des Stimmrechts, das nun eine stetige Beteiligung voraussetzen soll. Wenn das durchkommt heißt das letztendlich: Wenn du dein Wissen beigetragen hast, scheren wir uns einen Dreck um deine Rechte als Co-Autor: Wenn wir deine Beiträge löschen wirst du bei Protest gesperrt und kannst nichts mehr einfordern – du kannst nicht einmal verhindern, dass deine Beiträge innerhalb weniger Wochen als irrelevant gelten, weil die Relevanzkriterien verschärft und als Ausschlusskriterien missbraucht werden.

Relevanzkriterien?

Ja ganz recht: In der Wikipedia werden Lemmata grundsätzlich nach ihrer Relevanz beurteilt. Dazu werden für bestimmte Themenbereiche mal mehr mal weniger eindeutige, mal mehr mal weniger gerechte Kriterien herangezogen. Das Dumme ist nur: Die Relevanzkriterien sind dazu da, um festzulegen, was grundsätzlich relevant ist und keiner Diskussion bedarf, wenn es um Löschungen aus „Zweifeln an der Relevanz” geht.

Es bedeutet aber nicht automatisch, dass Artikel verschwinden sollen, wenn sie diese als Ausschlusskriterien völlig unbrauchbare Bytes verfehlen, denn schließlich kann die Relevanz auch anderweitig begründet sein. Dass die Relevanzkriterien, auch kurz als „RK” in den Löschdiskussionen bezeichnet, dennoch immer wieder derartig pervertiert werden um als angeblich klare Löschgründe herzuhalten.

Qualität oder Neutralität eines Artikels sind ja auch irrelevant, es sei denn eine angeblich fehlende solche Merkmale auch als Löschgrund herhalten dürfen.

Die Stimmberechtigung – was ist sie? Was soll sie verhindern?

Die Stimmberechtigung ist eine kleine Hürde, damit Benutzer erst eine Mitarbeit vorweisen müssen, um im Kreis der Mächtigen eine kleine Stimme zu haben, wenn es darum geht, in der Wikipedia auch nur etwas mitzubestimmen.

Naja, wozu sie gut ist? Sie soll grundsätzlich verhindern, dass sich Benutzer mit mehreren Benutzernamen registrieren und beispielsweise Wahlvorgänge verfälschen. Dies ist bei Wahlen von Administratoren, Bürokraten, Schiedsrichtern, Meinungsbildern und … exzellenten Artikeln und Bildern offenbar von Nöten.

Und was hat es mit den „Gesichteten und geprüften Versionen“ auf sich?

Die Wikipedia wird häufig dafür kritisiert, dass man sich nicht sicher sein kann, ob ein Artikel korrekt ist. Vandalismus wie Einstellen von Fakes oder Informationen aus falschen Quellen, die Fehlinformationen streuen, verhindern es, dass die Wikipedia-Artikel zuverlässig sind. Um diesem Kritikpunkt an einer für alle offene Wikipedia zu begegnen gab es immer wieder ausgegorene Ideen, wie etwa das, was man beispielsweise in vielen, sehr vielen Fan-Wikis sehen kann – das prinzipielle Aussperren von nicht eingeloggten Benutzern.

Nun hat man sich diesen Unsinn einer sogenannten Vandalismusbekämpfung ausgedacht und fährt derzeit mehrere Testläufe – wie üblich wird die deutschen Wikipedia als Testgebiet für neue Features benutzt.

Tragen die Behinderungen der ehrlichen Benutzer zur Qualitätssteigerung bei?

Darf ich mal kurz lachen? Natürlich sind weder Relevanzkriterien, noch Stimmberechtigung oder gar die gesichteten und geprüften Versionen irgendeine eine Garantie dafür, dass ein ursprünglich als offenes System konzipiertes und ins Leben gerufenes Wiki wie die Wikipedia mit alleine 753.976 Artikeln (Stand: 26. Mai 2008, 13:05) in der deutschsprachigen Fassung, irgendwie an Qualität gewinnt.

Es ist einfach in höchstem Maße illusorisch ernsthaft zu glauben, dass man Qualität erhalten oder gar steigern kann, indem man Autoren – sowohl die graue Masse der potenziellen als auch aktive – durch sogenannte „Absicherungsmaßnahmen gegen Vandalismus” vergrault und zum Teil aufwändige Arbeit durch eine sogenannte „Löschung” zunichte macht.

Es gibt einfach keine Garantie, dass in den Wikipedia-Artikeln irgendein Standpunkt vertreten und breitgetreten wird, dass er Artikel entweder nur teilweise oder gar komplett so fern von einem neutralen Standpunkt sein kann wie es nur geht. Da muss man sich nur mal den exzellenten Artikel zum Planeten Mars anschauen (bitte in dieser Fassung) und dann einen Vergleich zu den Löschdiskussionen zu den POV-Listen bedeutender irgendwas ziehen.

Mein Fazit

Die Wikipedia ist und bleibt nichts anderes als ein Hobbyprojekt. Wer aufgrund persönlicher Interessen eine freie Brockhaus-Kopie aus dem angeblichen Unrat herausmeißeln will, hat offenbar nichts besseres zu tun als ebendies. Eigentlich ziemlich bemitleidenswert, aber noch immer kein Grund die Klappe zu halten und dem Projekt und den Benutzern den Rücken zu kehren, die die Grenzen der Wikipedia als Enzyklopädie ausnutzen und wirklich erweitern wollen. Und ja, dazu gehört es auch Populärkultur so darzustellen, wie sie es verdient, wenn schon ein DSDS-Finalrundenteilnehmer relevant genug für einen eigenen Artikel während der laufenden Finalrunde ist.

Jimbo Wales, der Erfinder der Wikipedia, beschrieb die Wikipedia als Oligarchie, also als ein soziales Gebilde, in dem einige wenige mehr Macht haben als andere und diese Macht aus purem Eigennutz einsetzen, wodurch dem Projekt demokratische Züge fehlten. Anders ausgedrückt: Mit unseren stellenweise recht unreif agierenden Admins und ihren befreundeten, ebenso unreif agierenden Benutzern ist die Wikipedia schlichtweg ein Spielplatz oder Kindergarten. Daran wird sich auf lange Sicht nichts ändern.

Veröffentlicht am 26. Mai 2008, in Kritik, Wikipedia. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink. Kommentare deaktiviert für Der Enzyklopädieversuch, dem das Wort „frei” nicht steht..

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.